Kameramann vom Offenen Kanal Alex filmt eine Veranstaltung der Medienanstalten..

Bürgermedien

Campusradio, Offene Kanäle, nichtkommerzieller Lokalfunk – alle diese Medien haben eins gemeinsam: Sie werden von Laien produziert – und das oft extrem professionell.

Bürgermedien bieten interessierten Menschen einen chancengleichen und unzensierten Zugang zu Hörfunk- und Fernsehstudios. Die Verbreitung erfolgt lokal oder regional. Zahlreiche Mediatheken im Internet, Facebook-Profile und YouTube-Channels zeigen, dass die Bürgermedien auch im digitalen Zeitalter nicht an Relevanz verlieren.

Täglich schalten etwas mehr als 1,5 Millionen Hörer und Zuschauer ihren lokalen Bürgersender ein. Täglich produzieren die Aktiven in den Bürgermedien bundesweit rund 1500 Stunden Programm – das entspricht mehr als 60 Vollzeitprogrammen.

Seit über 30 Jahren sind die Landesmedienanstalten für nichtkommerzielle, lokale Bürgermedien zuständig. Sie werden von Vereinen, gemeinnützigen Gesellschaften oder von den Medienanstalten selbst getragen.

Ebenfalls seit über 30 Jahren leisten Bürgermedien ihren Beitrag zur Partizipation der Bürger, zur lokalen Information und Identifikation, zur Förderung der Medienkompetenz sowie zur Aus- und Fortbildung der Medienschaffenden. Sie dienen der Gesellschaft als demokratisches Instrument, denn sie garantieren den freien und unmittelbaren Zugang zu elektronischen Massenmedien.

Warum fördern die Landesmedienanstalten Bürgermedien?

  • Bürgermedien leisten einen Beitrag zur Partizipation der Bürger.
  • Bürgermedien leisten einen Beitrag zur lokalen Information und zur Stärkung der lokalen Vielfalt.
  • Bürgermedien leisten einen Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz.
  • Bürgermedien leisten einen Beitrag zur Aus- und Fortbildung der Medienschaffenden.

Learning by Doing

Die Aktiven lernen den kompletten Produktionsprozess von Massenmedien kennen: den Einsatz von Technik, den Umgang mit Sprache und Bildern, die Organisation und Durchführung einer Produktion und eines Sendeablaufs.

Bei der Herstellung von Beiträgen für Radio, Fernsehen oder das Internet können Wirkungsweisen durchschaut werden. Das ist ganz praktische Medienkompetenz.

Welche Formen von Bürgermedien gibt es?

Die Möglichkeiten, außerhalb der klassischen professionellen Ausbildungseinrichtungen Programm zu machen, sind vielfältig. Hier erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Formen von Bürgermedien. 

Offene Kanäle

Ein Offener Kanal ist nichtkommerzielles, werbefreies, lokales oder regionales Radio beziehungsweise Fernsehen, das allen Bürgern den freien und gleichberechtigten Zugang zu diesen elektronischen Medien garantiert.

Für die Produktion der Beiträge stellen die Offenen Kanäle Studios, Aufnahmegeräte sowie technische und redaktionelle Beratung zur Verfügung. Sie bilden die Plattform für Sendungen, die die Bürger selbst produzieren, machen jedoch kein eigenes Programm. Programmveranstalter und Programmverantwortliche sind die jeweiligen Produzenten.

In der Regel werden die Offenen Kanäle von der Landesmedienanstalt, von einem gemeinnützigen Verein oder einem lokalen Trägerverein betrieben. Dabei gibt es unterschiedliche Modelle der institutionellen Förderung.

Die Offenen Kanäle verbreiten ihre Programmangebote über lokale und regionale UKW-Frequenzen (Hörfunk) sowie über lokale/regionale Kabelnetze (Fernsehen). 

Nichtkommerzielles Radio

Die Projektformen Nichtkommerzieller Lokalfunk und Offener Kanal werden oft miteinander verwechselt. Beide Rundfunkformen werden als Bürgerfunk betrachtet, sind lokal begrenzt und in der Regel zugangsoffen. In beiden wird keine Werbung gesendet. Je nach Konzept des Offenen Kanals werden die von Bürgern produzierten Beiträge nacheinander (Warteschlange) gesendet oder auf Wunsch ein fester Sendetermin vereinbart. Die Mitarbeiter des Offenen Kanals geben technische und redaktionelle Hilfestellungen, doch es gibt keine Redaktion, die den Sendeinhalt kontrolliert.

Beim Nichtkommerziellen Lokalfunk liegt die Verantwortung bei einer Redaktion. Wie die Redaktion strukturiert ist, ist Teil des Senderkonzeptes und damit von Initiative zu Initiative verschieden. Wie bei klassischen Radiosendern gibt es ein festes Sendeschema.

Der Unterschied zu den kommerziellen oder öffentlich-rechtlichen Sendern liegt darin, dass Nichtkommerzielle Radios zugangsoffener sind und ehrenamtliche Mitarbeiter zusammen mit wenigen Redakteuren Sendungen produzieren. Die Musikauswahl ist nicht von Plattenfirmen bestimmt. 

Bürgerrundfunk

Im Modell Bürgerrundfunk verschmelzen OK-Elemente (Partizipation, Offenheit) und NKL-Elemente (Informationsauftrag) in einer Organisation. Bürgersender dieses Typs sollen sowohl zur publizistischen Ergänzung der lokalen und regionalen Berichterstattung beitragen als auch einen offenen und diskriminierungsfreien Zugang zum Rundfunk für alle Bürgerinnen und Bürger im Verbreitungsgebiet gewähren und dabei Angebote zur Vermittlung von Medienkompetenz vorhalten. Die beschriebenen Funktionszuweisungen findet man in verschiedenen Ländern, ohne dass es eine ausdrückliche medienrechtliche Verankerung und organisatorische Vereinheitlichung gibt. In Niedersachsen ist dieses Modell seit 2001 gesetzlich abgesichert.

Campusrundfunk

Studierende nutzen ihre Mitarbeit beim Hochschulfunk, um sich bei der Produktion von Beiträgen oder in der Live-Moderation journalistisch zu qualifizieren. Doch die Möglichkeiten der Qualifizierung, die ein Campus-Radio bietet, gehen weit über die reine Aneignung technischer Fertigkeiten hinaus. Neben der Radioarbeit im engeren Sinne werden in vielen anderen Bereichen Kompetenzen erworben, bspw. bei der Büroorganisation, im Redaktionsmanagement, bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, der Pflege des Internetauftritts, beim Erstellen von Musikablaufplänen oder der Kontaktpflege zur Musikindustrie.

Aus- und Fortbildungskanäle

Aus- und Fortbildungskanäle verfolgen zwei Ziele: Qualifizierung von journalistischem Nachwuchs und Vermittlung von Medienkompetenz. Je nach Ausrichtung ähneln diese Kanäle in ihrer Arbeit Offenen Kanälen oder dem Hochschulrundfunk.

Schulradio

Schulradio ermöglicht Schulklassen oder Schülergruppen ihre Beiträge zu veröffentlichen oder Programmstrecken zu gestalten. In der Regel gestalten die Schulradios das Pausenradio. Zudem gibt es Audioplattformen für Schülerradioprojekte.