Nur wenige Anbieter dominieren den Markt
Studie der Medienanstalten beleuchtet den wachsenden Markt journalistischer Plattformen und weist auf Nachbesserungsbedarf bei Transparenzangaben hin
Die Bedeutung von journalistischen Plattformen für die Medienvielfalt und damit die Auffindbarkeit von journalistisch-redaktionellen Inhalten im Internet nimmt zu. Über 42 Prozent der Bevölkerung haben schon einmal einen News-Feed oder News-Aggregatoren wie Google News, Microsoft Start oder das Apple News Widget genutzt. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es bereits knapp zwei Drittel. Das belegt die Mediengewichtungsstudie 2023-I der Medienanstalten. Eine neue Studie der Medienanstalten bietet nun aufschlussreiche Einblicke in dieses dynamische Feld: Trotz einer steigenden Anzahl von Plattformen gibt es eine markante Marktkonzentration auf einige wenige journalistische Plattformen. Google Discover und Google News sind dabei die wichtigsten Anbieter.
„Angesichts der großen Relevanz von journalistischen Plattformen für die Meinungsvielfalt in Deutschland und der Konzentration auf wenige Anbieter verfolgen wir die weiteren Entwicklungen aufmerksam. Der diskriminierungsfreie Zugang und eine chancengleiche Auffindbarkeit journalistischer Inhalte stehen dabei im Zentrum. Bereits jetzt zeigt sich, dass Anbieter bei den Transparenzangaben nachbessern müssen, um sowohl Inhalteanbietern als auch Nutzerinnen und Nutzern klare Orientierung zu geben,“ fasst Eva-Maria Sommer, Themenverantwortliche für Medienintermediäre und Direktorin der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) zusammen.
Laut Medienstaatsvertrag haben Anbieter von Medienplattformen den diskriminierungsfreien Zugang von Inhalteanbietern und eine diskriminierungsfreie Auffindbarkeit von Inhalten in diesen Umgebungen sicherzustellen. Ebenso müssen die Grundsätze für die Auswahl und Anordnung von Inhalten transparent gemacht werden.
„Diese Studie bildet eine wichtige Grundlage für zukünftige Entscheidungen und Maßnahmen im Bereich der digitalen Medienvielfalt und Meinungsbildung. Wir werden die weiteren Entwicklungen im Bereich News-Aggregatoren und journalistischer Online-Plattformen sehr genau beobachten und begleiten“, kommentiert Dr. Thorsten Schmiege, Koordinator des Fachausschusses Infrastruktur und Innovation der Medienanstalten und Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien die Ergebnisse der Marktanalyse.
Kernergebnisse der Studie:
Dynamische Entwicklung des Marktes für journalistische Plattformen
Der Markt der journalistischen Plattformen in Deutschland ist seit 2020 gewachsen. Mit 63 aktiven Plattformen im Mai 2023 zeichnet sich der Markt nach wie vor durch eine hohe Dynamik mit zahlreichen Ein- und Austritten aus.
Große Relevanz einiger weniger Plattformen
Für Inhalteanbieter sind Google Discover und Google News bei weitem die wichtigsten Aggregatoren zur Verbreitung ihrer Angebote im Internet. Daneben sind insbesondere integrierte Angebote, wie Microsoft Start, Apple News und Pocket, wichtig für die Generierung zusätzlicher Reichweite. Sie sind in andere Softwareprodukte, wie Betriebssysteme oder Browser, integriert und erschließen so neue Zielgruppen.
Zugang, Algorithmen und Transparenz
Ein diskriminierungsfreier Zugang zu journalistischen Plattformen scheint in den meisten Fällen grundsätzlich gewährleistet. Aber: Änderungen der Algorithmen können die Geschäftstätigkeit der Inhalteanbieter beeinträchtigen, insbesondere hinsichtlich der Auffindbarkeit von Inhalten. Umso wichtiger ist es, dass die gesetzlichen Transparenzvorgaben durch die Anbieter umgesetzt werden. Dies ist bisher in vielen Fällen nicht gegeben.
Über die Studie „News-Aggregatoren, Abonnementbasierte Plattformen, Online-Kioske: Marktanalyse und Geschäftsmodelle journalistischer Plattformen“
Die Untersuchung wurde von einem Team aus renommierten Wissenschaftlern der Technischen Universität Ilmenau und der Bauhaus-Universität Weimar im Auftrag der Medienanstalten durchgeführt.
Das Projektteam hat, neben einer umfassenden Bestandsaufnahme des Marktes journalistischer Plattformen, eine typenbildende, qualitative Inhaltsanalyse der Plattformen durchgeführt. Die Strukturanalyse wurde ergänzt durch halbstandardisierte Leitfadeninterviews mit Inhalte- und Plattformanbietern sowie Branchenexperten.